Tag 9 der Selbstisolation
Tag 7 der Ausgangsbeschränkung
Endlich eine “echter” Sonntag, seit Anfang dieses Wahnsinns habe ich jegliches Zeitgefühl verloren und es kommt mir immer wie Sonntag vor. Heute ist es aber wirklich Sonntag. Vielleicht liegt es auch am Sonntag, oder dem merklich kälteren Wetter, aber heute sind die Straßen noch viel leerer als bisher. Selbst der Gürtel in Richtung Hauptbahnhof ist wie leergefegt. Sie einzigen, die unterwegs sind, sind die Helden der Neuzeit, die Essenslieferanten.
Im Bahnhof selber sind überraschend mehr Leute als erwartet. Natürlich wirkt der Bahnhof immer noch seltsam leer, aber sowohl in den Wartebereichen als auch auf den Gleisen tut sich mehr, als ich mir gedacht habe.
Dafür ist die Favoritner Fußgängerzone und das ganze Sonnwendviertel wie Ausgestorben. Am Eingang eines Wohnhauses wird zur Balkonparty um 18 Uhr aufgerufen. “Bleibt gesund und habt weiter Spaß am Leben, das ist auch wichtig!” heißt es da.
So menschenleer wirken manche der Orte und deren Fotos eher wie. Die Öffis fahren weiter, großteils leer, nach Fahrplan. Die wenigen Lokale, die offen haben, haben so genannten kontaktlose Abholstationen eingerichtet. Hier wird einem (oder dem Fahrradkurier) das Essen hingestellt, damit man keinem Angestellten zu nahe kommt. Ich nehme mir vor, demnächst wieder Burger zu bestellen, um die Kollegen von Omnom zu unterstützen, und radle durch verlassene Gassen nach Hause. Am Heimweg beginnt es zu schneien und das Ganze wirkt noch surrealer, wie in einem Zombiefilm nach dem atomaren Winter …
Ich flüchte in meine warmen vier Wände, werde von den Katzen misstrauisch beäugt und summe bereits, bevor ich zum Dekontaminieren in die Dusche steige.